Baby-led Weaning (BLW) und intuitives Essen: Selbstbestimmt essen über die Beikostzeit hinaus
Baby-led Weaning (BLW) ist für viele Eltern eine entspannte und natürliche Methode, die Beikostzeit kindgerecht zu gestalten. Doch BLW ist viel mehr als eine reine Beikostmethode – es ist der Beginn eines selbstbestimmten, intuitiven Essverhaltens, das weit über die ersten Monate hinaus wirkt und eine nachhaltige Esskultur fördert.
Was ist Baby-led Weaning?
Baby-led Weaning bedeutet, dass Babys von Anfang an selbstbestimmt essen dürfen. Statt Brei mit dem Löffel zu bekommen, greifen die Kinder selbst zu altersgerechten, festen Lebensmitteln. So lernen sie von Beginn an, ihre Sättigung, Vorlieben und den eigenen Hunger intuitiv wahrzunehmen.
BLW als Grundstein für intuitives Essen
Für mich ist BLW nicht nur eine Beikostmethode, sondern eine Lebenseinstellung, die auf Vertrauen basiert. Ich biete meinen Kindern eine vielfältige Auswahl an gesunden Lebensmitteln während der Beikostzeit an – sie dürfen frei und selbstbestimmt wählen, was und wie viel sie essen möchten. Diese frühe Selbstbestimmung ist ein zentraler Baustein für eine positive Esskultur. Beikostzeit bedeutet immer auch fortführen der gewohnten Stillmahlzeiten (wer nicht stillt, stillen kann, oder will behält das liebevoll gereichte Fläschchen entsprechend bei, Beikost heißt nicht "Ersatz".)
Intuitives Essen – die natürliche Fortsetzung von BLW
Auch nach der Beikostzeit gilt: Mein Kind entscheidet, was und wie viel es isst – ohne Druck oder Zwang. Ich bestimme, was auf den Tisch kommt, aber nicht, wie viel gegessen wird. Dieses intuitive Essen fördert ein gesundes Verhältnis zu Nahrung und stärkt die Fähigkeit, auf den eigenen Körper zu hören.
Schwierige Situationen am Esstisch
In der Praxis können bei BLW und intuitivem Essen einige Herausforderungen auftauchen, besonders wenn mehrere Generationen oder unterschiedliche Personen am Tisch sind. Typische schwierige Situationen sind:
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Druck von anderen, dass das Kind "genug isst"
Großeltern oder Gäste sorgen sich, dass das Kind nicht ausreichend isst, und drängen es, mehr zu essen. -
Bewertungen und Kommentare zum Essverhalten
Aussagen wie "Iss doch mal endlich!" oder "Das isst man aber nicht so!" können das Kind verunsichern und den natürlichen Essfluss stören. -
Ablenkung und Spielaufforderungen während des Essens
Andere Personen am Tisch wollen das Kind ablenken oder zum Spielen animieren, was das bewusste Essen erschwert. -
Unterschiedliche Erwartungen an Essensmanieren
Verschiedene Generationen oder Personen haben unterschiedliche Vorstellungen davon, wie sich Kinder beim Essen verhalten sollten (z. B. ruhig sitzen bleiben vs. das Essen erkunden). -
Kind wirft oder matscht mit Essen
Essen wird zum Spielzeug, was manche Erwachsene stört und Konflikte auslösen kann.
Diese Situationen können herausfordernd sein, doch mit einer wertschätzenden Haltung und klaren Grenzen lassen sie sich gut meistern.
Herausforderung: Umgang mit Bewertungen und Druck von anderen Generationen
Gerade wenn mehrere Generationen gemeinsam am Tisch sitzen, kann es schwerfallen, Bewertungen oder gut gemeinte Ratschläge abzugrenzen. Großeltern oder Verwandte meinen es oft gut, wenn sie drängen oder kommentieren, ob das Kind "genug isst". Doch das kann Druck erzeugen und den natürlichen Umgang mit Essen stören.
Hier hilft eine Haltung basierend auf Gewaltfreier Kommunikation (GFK):
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Beobachten ohne Bewerten: Nimm Kommentare neutral wahr, ohne sie persönlich zu werten.
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Eigene Gefühle und Bedürfnisse benennen: Zum Beispiel: "Ich fühle mich unsicher, wenn über das Essen meines Kindes gesprochen wird, weil mir wichtig ist, dass es selbstbestimmt essen kann."
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Eine Einladung formulieren: Bitte freundlich, das Essverhalten des Kindes nicht zu kommentieren, z. B. "Ich würde mich freuen, wenn wir heute einfach schauen, wie mein Kind sein Essen entdeckt, ohne Kommentare."
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Verständnis zeigen: Erkenne die Sorge an, z. B. "Ich verstehe, dass du dir Sorgen machst, ob mein Kind genug isst. Für mich ist es wichtig, dass es lernt, auf seinen eigenen Hunger zu hören."
Ein Beispiel für eine liebevolle Abgrenzung am Tisch:
"Danke für deinen Hinweis! Ich vertraue darauf, dass mein Kind weiß, wie viel es braucht. Mir ist es wichtig, dass es in seinem Tempo essen kann – so bleibt das Essen für uns alle entspannt."
Umgang mit Ablenkungen und Spielaufforderungen am Tisch
Es ist wichtig, dass auch andere am Tisch das Kind nicht ablenken oder zum Spielen animieren. Wenn jemand versucht, das Kind während der Mahlzeit abzulenken, sage ich:
"Ich sehe, dass du gerne mit dem Kind spielen möchtest. Für uns ist die Essenszeit wichtig, um in Ruhe zu essen und den Geschmack zu entdecken. Nach dem Essen können wir gerne zusammen spielen."
So zeigst du Verständnis für die Bedürfnisse der anderen, bewahrst aber den Fokus und die Ruhe am Tisch.
Tipps für Eltern: BLW und intuitives Essen umsetzen
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Biete immer eine bunte Auswahl an gesunden Lebensmitteln an.
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Lass dein Kind in seinem Tempo essen und experimentieren – wobei Experimentieren nicht mit Matschen oder Werfen verwechselt wird. Bei uns heißt das: Die Kinder dürfen ihr Essen anschauen, neu anordnen oder dekorieren, um es besser kennenzulernen. Das fördert Neugier und macht Spaß. Matschen und "Rumwerfen" erlauben wir bewusst draußen im Sandkasten, nicht am Esstisch.
Diese klare und kindgerechte Grenze habe ich von Anfang an kommuniziert –
und es klappt wunderbar. -
Verzichte auf Bewertungen oder Druck beim Essen – auch von anderen am Tisch.
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Esse gemeinsam am Familientisch und sei ein Vorbild.
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Vertraue darauf, dass dein Kind weiß, wie viel es braucht.
Warum selbstbestimmtes Essen so wichtig ist
Ein selbstbestimmtes Essverhalten hilft Kindern, eine natürliche Sättigungsempfindung zu entwickeln und eine positive Einstellung zu Essen zu fördern. Der Verzicht auf Zwang und Kontrolle schützt vor Essstörungen und Esskonflikten und macht gemeinsame Mahlzeiten zu entspannten, wertvollen Familienzeiten.
Fazit: BLW und intuitives Essen als nachhaltige Esskultur
Baby-led Weaning ist für mich der Startpunkt für eine lebenslange, selbstbestimmte und intuitive Ernährung. Es geht nicht nur um Beikost, sondern um eine Haltung, die Vertrauen, Respekt und Genuss am Essen in den Mittelpunkt stellt – auch wenn andere Generationen am Tisch sitzen.
Dieser Beitrag ist Teil der Wegmarke [Mutterschaft, zwischen Liebe, Last & Lebenskraft]
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