Die stillen Fragen der Pubertät – und wie ich sie heute hören lerne
Ich erinnere mich an meine eigene Pubertät nur verschwommen.
Und wenn, dann eher an das, was gefehlt hat, als an das, was da war.
Jetzt bin ich selbst Mutter. Meine Kinder werden groß. Und manchmal scheint es, als wüsste mein innerer Teenager nicht, wie man diesen neuen Abschnitt begleitet. Aber ich lerne. Und ich beginne, sie zu hören:
Die stillen Fragen, die sich durch die Pubertät ziehen – wie innere Wegweiser. Unsichtbar. Und doch wirksam.
🌱 Frühe Vorpubertät (ca. 9–11 Jahre): Noch klein – und schon groß?
Diese Phase fühlt sich an wie ein leiser Abschied von der Kindheit. Der Körper bleibt noch weich, aber innerlich beginnt sich etwas zu verändern.
Unbewusste Fragen dieser Zeit:
-
"Darf ich noch Kind sein?"
-
"Bin ich schon peinlich, wenn ich anders sein will?"
-
"Bleibst du bei mir, auch wenn ich mich verändere?"
Manchmal zeigen sich diese Fragen in Regression – oder in übertriebener Reife. Ich erinnere mich: Mein Job ist es, nicht zu deuten, sondern zu halten. Ich darf einfach bleiben.
🌊 Frühe Pubertät (ca. 11–13 Jahre): Der Sturm beginnt
Jetzt wird es unruhiger. Der Körper wächst. Gefühle auch.
Freundschaften kippen, der Blick nach außen wird intensiver – und gleichzeitig der Rückzug spürbarer.
Unbewusste Fragen:
-
"Bin ich richtig, so wie ich bin?"
-
"Ist mein Körper okay?"
-
"Darf ich dich hassen, obwohl ich dich liebe?"
Meine Aufgabe ist nicht, die Kontrolle zu behalten.
Sondern Raum zu geben. Für Widersprüche. Für Brüche.
Für einen neuen Anfang – mitten im Chaos.
🔥 Mittlere Pubertät (ca. 13–15 Jahre): Kampf ums Ich
Das Ich wird lauter. Grenzen werden getestet – nicht nur die äußeren, auch meine.
Sie rebellieren, um sich zu spüren. Um sich zu befreien. Vielleicht auch, um herauszufinden: Was bleibt von dir, wenn ich nicht mehr gefalle?
Unbewusste Fragen:
-
"Wer bin ich – wenn ich nicht mehr du bin?"
-
"Was, wenn ich zu viel bin?"
-
"Kannst du mich halten, ohne mich festzuhalten?"
Ich übe mich darin, nicht zu reagieren, sondern zu antworten.
Nicht sofort. Nicht besserwissend.
Sondern ehrlich. Ruhig. Und annehmend.
🌘 Späte Pubertät (ca. 15–17 Jahre): Tiefgang statt Lautstärke
Es wird ruhiger – aber nicht einfacher.
Die Themen werden existenzieller. Identität, Verantwortung, erste tiefe Beziehungen. Die innere Frage lautet jetzt oft:
Unbewusste Fragen:
-
"Bin ich stark genug für mein eigenes Leben?"
-
"Was passiert, wenn ich scheitere?"
-
"Darf ich dich loslassen – ohne mich schuldig zu fühlen?"
Jetzt muss ich weniger sagen.
Und mehr zuhören.
Manchmal auch loslassen, ohne mich vergessen zu fühlen.
🌅 Übergang ins Erwachsenenleben (ab 17 Jahren): Zwischen Aufbruch und Rückblick
Es ist ein zarter Übergang – kein lauter Abschluss.
Manche bleiben lange in der Schwebe. Andere brechen plötzlich auf. Aber alle tragen innerlich dieselbe Frage:
Unbewusste Fragen:
-
"Bin ich genug – auch ohne euch?"
-
"Was nehme ich mit, was lasse ich hier?"
-
"Darf ich zurückkommen, wenn ich falle?"
Ich kann ihnen keine Sicherheit geben.
Aber ich kann Sicherheit sein.
Ein innerer Anker, der bleibt – auch wenn das Schiff ablegt.
💬 Und mein eigener Teenager?
Manchmal spüre ich ihn.
Den alten Reflex, kontrollieren zu wollen, weil ich mich selbst nicht sicher fühle.
Aber ich erinnere mich: Mein eigener Teenager musste sich oft allein halten. Jetzt darf ich es anders machen.
Ich muss nicht perfekt sein.
Nur da.
Nur ich.
Nur ehrlich.
Dieser Beitrag ist Teil der Wegmarke: 👩🍼 Mutterschaft – zwischen Liebe, Last und Lebenskraft
👉 Zum Weiterlesen hier → [Ein sicherer Hafen – und das leise Gift am Rand]