Ich bin nicht Deine Mutter - und auch nicht Deine Vorstellung davon

04.05.2025

Es gibt Momente in Beziehungen, in denen ich spüre:
Da ist kein echter Raum für mein Ich.
Nicht für das, was mich im Kern ausmacht –
sondern nur für eine Rolle, eine Vorstellung, eine Erwartung.

Mit dem Übergang in die Elternschaft hat sich vieles verändert.
In der Dynamik mit meinem Partner spürte ich, dass neue Bilder von mir entstanden – vielleicht unbewusst.
Ich wurde gesehen als die "Mutter" – ein Wort, das scheinbar Erwartungen mit sich brachte: Verfügbarkeit, Aufopferung, Kontrolle.

Ich hatte das Gefühl, dass da innere Bilder wirkten, in die ich nicht recht hineinzupassen schien.
Daraus entstanden Reibung, Missverständnisse – und manchmal auch Druck.

Mir wurde klar: Dieses Bild war nicht meines.
Ich vermute, es ist geprägt von familiären Prägungen – Erfahrungen, die nicht meine sind.

Ich selbst habe Bindung nie mit Kontrolle verwechselt.
Ich möchte begleiten, nicht bestimmen.
Ich will stark sein – und weich bleiben.
Und vor allem: Ich möchte nicht eine Figur in einem System sein, das sich für mich nicht stimmig anfühlt.

Weil ich in meiner Kindheit selbst keine gesunden Grenzen lernen konnte –
aufgewachsen bei einer Bezugsperson mit sehr klaren Vorstellungen von "richtigem Verhalten" –
war mein einziger Schutz oft: Widerstand.

Wenn der Körper spricht

Nach der Geburt meines Kindes hat sich mein Körper gemeldet.
Eine chronische Erkrankung stellte vieles infrage.
Die Gelenke, die mich durchs Leben tragen sollten, begannen zu schmerzen.
Nicht, weil ich schwach bin –
sondern weil ich mich zu lange verbogen habe.

Ich begann zu verstehen:
Mein Körper sagt das, was meine Worte lange nicht sagen konnten:

"Ich werde mich nicht mehr beugen. Ich werde nicht brechen."

💬 Was ich mir wünsche: Beziehung – mit Raum für mein Ich

Ich liebe meine Familie.
Ich will bleiben.
Aber nicht, wenn ich mich selbst dafür aufgeben muss.

Ich möchte nicht erklären müssen, warum ich meinen eigenen Weg gehe.
Ich wünsche mir Raum – für mein Empfinden, meine Wahrheit, mein Wachstum.

Aber wie gelingt das, ohne die Beziehung zu verlieren?
Wie lerne ich Grenzen, die ich nie beigebracht bekam?
Wie kann ich Ich bleiben – und trotzdem ein Wir leben?

🔑 5 innere Schritte, die mir helfen

1. Ich definiere neu, was "Eltern sein" für mich bedeutet
Nicht aufopfernd. Nicht perfekt. Nicht wie es andere erwarten.
Ich frage mich:

"Welche Mutter möchte ich für mein Kind sein – und wie kann ich dieselbe Haltung mir selbst gegenüber einnehmen?"

2. Ich lerne, Grenzen frühzeitig zu spüren – und sanft zu setzen
Ein "Stopp" muss nicht laut sein, um klar zu sein.
Ich übe Sätze wie:

"Ich treffe diese Entscheidung aus meiner Haltung heraus."
"Du musst sie nicht verstehen, aber bitte respektiere sie."

3. Ich lasse Abwehr los – aber nicht meine Integrität
Ich will keine Gegenspielerin sein.
Aber auch kein Spiegelbild alter Geschichten.
Ich sage mir:

"Ich bin nicht deine Vergangenheit. Und ich bin nicht meine. Ich bin ich."

4. Ich verankere meine Grenze im Körper, nicht nur im Kopf
Ich lege meine Hand auf mein Herz. Oder auf meinen Bauch.
Und spüre:

"Hier beginnt mein Raum. Ich darf ihn halten – ohne Schuld."

5. Ich suche Nähe – durch Ehrlichkeit, nicht durch Anpassung
Wenn ich spüre, ich werde nicht als ich selbst gesehen, versuche ich zu sagen:

"Wenn ich mich verliere, verlieren wir uns beide."
"Ich will Nähe – aber nur als ich selbst."

✨ Ich bleibe – in meiner Kraft

Ich werde nicht kämpfen, um gesehen zu werden.
Ich werde leuchten – und wer mich sieht, darf bleiben.

Mein Weg führt durch Schmerz, ja.
Aber auch durch Klarheit.
Ich will lieben – mich und die Menschen an meiner Seite.
Aber nicht um jeden Preis.

Der Preis, den ich nicht mehr zahle, ist: mich selbst verlieren.

Vielleicht kennst du diesen Weg.
Vielleicht fühlst auch du dich manchmal in Rollen gedrängt, die du nie gewählt hast.
Dann schreib dir selbst einen Satz auf:

"Ich darf sein, wer ich bin – auch wenn das nicht den Vorstellungen anderer entspricht."

Denn das ist keine Trennung.
Das ist der Beginn von echter Verbindung.

Dieser Beitrag ist Teil der Wegmarke: [Mutterschaft - zwischen Liebe, Last und Lebenskraft]
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