Ich wollte meine Freiheit in einer Beziehung finden

05.05.2025

Ein persönlicher Rückblick auf Liebe, Schmerz und Heilung

Es war viele Jahre vor meiner Ehe, noch in der Schulzeit, als ich einer Freundin etwas sagte, das ich damals nur vage verstand – aber heute mit jeder Zelle spüre:

"Ich will meine Freiheit in einer Beziehung finden.
Ich will nicht mehr allein sein."

Damals klang das wie ein schöner Wunsch. Heute weiß ich: Es war ein Auftrag an das Leben. Eine Bitte an das Universum, die tiefer reichte, als ich dachte.

Und das Universum hat geantwortet. Nicht mit der romantischen Filmversion von "Liebe heilt alles", sondern mit etwas viel Echtem: einem Menschen, der mich sieht – und gleichzeitig all das in mir berührt, was gesehen werden will. Einen Partner, mit dem ich wachsen musste, nicht nur kuscheln konnte. Einen Mann, mit dem ich Liebe neu lernen musste – jenseits von Rollen, Erwartungen und altem Schmerz.

Ich bekam nicht den perfekten Partner.
Ich bekam den Richtigen.

Ein Spiegel, kein Märchen

Unsere Beziehung war nicht leicht. Sie war nicht der sichere Hafen, von dem ich träumte – jedenfalls nicht immer. Aber sie ist der Ort, an dem ich langsam beginne, mich wirklich zu sehen. Denn in der Reibung, in der Verwirrung, im Schmerz erkannte ich etwas viel Größeres:

Ich bin nicht nur hier, um geliebt zu werden.
Ich bin hier, um zu heilen.

Mein Partner war nicht die Ursache meines Schmerzes.
Aber er war der Spiegel für das, was in mir noch unberührt geblieben war:
Alte Geschichten, alte Muster, alte Wunden.

Ich erkannte, dass ich nicht nur mit einem Menschen lebte – sondern auch mit meinem Familiensystem. Mit den Stimmen meiner Kindheit. Mit dem Schatten meiner Erziehung. Mit dem Schweigen, dem Widerstand, den abgeschnittenen Bedürfnissen.

Und irgendwann wurde mir klar:
Diese Beziehung war nicht die Fortsetzung der alten Geschichte.
Sie war die Chance, sie zu beenden.

Freiheit heißt nicht, allein zu bleiben

Ich habe lange geglaubt, Freiheit bedeutet Unabhängigkeit. Keine Erwartungen. Kein "sich anpassen müssen". Keine Nähe, die wehtut. Aber heute denke ich anders.

Freiheit bedeutet für mich jetzt:
Ich darf bleiben – und ich darf ich selbst sein.
Ich darf lieben – ohne mich zu verlieren.
Ich darf verbunden sein – ohne mich aufzugeben.

Und ja, das musste ich lernen.
Es war kein sanfter Weg.
Aber er war meiner.

Warum ich glaube, dass dieser Partner "bestellt" war

Manchmal glaube ich, das Leben schenkt uns keine perfekten Umstände, sondern die perfekten Lehrer. In Form von Menschen. Von Konflikten. Von Gefühlen, die wir sonst nie berühren würden.

Vielleicht habe ich genau diesen Partner bekommen, weil ich mir einst etwas gewünscht habe:

"Ich will nicht mehr allein sein – aber ich will frei bleiben."

Und vielleicht war er genau die Antwort. Nicht um es mir leicht zu machen. Sondern um mir zu zeigen, dass Freiheit und Nähe sich nicht ausschließen müssen.
Dass Liebe nicht bedeutet, sich selbst aufzugeben.
Sondern sich selbst endlich zu begegnen – im anderen.

Der Weg ist nicht vorbei. Aber er ist meiner.

Heute spüre ich: Ich bin mittendrin.
Im Lernen, im Loslassen, im Wachsen.
Ich bin Mutter geworden – und dadurch verletzlicher, aber auch kraftvoller denn je.
Ich bin Partnerin – und lerne, mich nicht nur im Gegenüber zu definieren.
Ich bin Tochter meines Systems – aber ich bin auch die, die es neu schreibt.

Ich liebe meinen Partner. Nicht weil er perfekt ist.
Sondern weil ich durch ihn erkannt habe, dass ich es nicht sein muss.
Weil ich durch ihn weich werden durfte – ohne schwach zu sein.

Und weil ich durch unsere Geschichte begonnen habe, meine eigene zu schreiben.


Dieser Beitrag ist Teil der Wegmarke: [Partnerschaft & Eltern sein - Wir statt Ich]
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