Minimediatorin im Kinderzimmer

07.07.2025

Ich bin keine Juristin. Ich war nie bei einer Mediation.
Und trotzdem habe ich täglich einen neuen Fall auf dem Tisch.
Im Kinderzimmer.

Fallakte #274: "Der gehört aber mir!"

Zwei Kinder. Ein Stift.
Oder eine Murmel.
Oder ein Stück Karton, das "heute ein Schatz" ist.

Und ich?
Stehe da mit meinem innerlich tief durchatmenden Ich und dem Wunsch nach Frieden für alle Beteiligten – inklusive mir selbst.

Der Ton ist schrill, der Fall ist heiß

Das Schwierigste daran:
Ich will nicht einfach schlichten.
Ich will nicht urteilen, nicht "gewinnen lassen", nicht den allseits beliebten Satz sagen:
"Jetzt gebt euch halt beide die Hand."

Ich will begleiten.
Ich will, dass sie lernen, ihre Gefühle zu benennen.
Aber auch bitte nicht, während einer schreit und der andere weint und ich gleichzeitig an der Herdplatte stehe.

Ich bin also... Minimediatorin

Mit innerer Flipchart, emotionaler Lagekarte und dem Versuch, mit beiden in Kontakt zu bleiben.

Manchmal gelingt es mir.
Ich knie mich zwischen sie, fasse Worte wie ein rohes Ei an, spiegle Bedürfnisse, stelle Fragen:
"Wolltest du, dass sie fragt, bevor sie es nimmt?"
"Hast du dich geärgert, weil du so lange darauf gewartet hattest?"
"Was könnten wir tun, damit beide sich gesehen fühlen?"
(Manchmal sage ich das.
Manchmal sage ich auch nur:
"STOPP! Ich brauch erstmal Kaffee. Dann reden wir.")

Meine inneren Stolperfallen

Manchmal bin ich noch zu schnell im "Lösungsmodus".
Manchmal mische ich mich ein, obwohl sie es vielleicht alleine schaffen würden.
Manchmal spüre ich, wie mein eigener Geschwisterschatten mitredet:
die Kleine, die übersehen wurde,
die Große, die stark sein musste.
Und dann helfe ich nicht mehr –
dann reagiere ich nur.

Aber ich merke das schneller.
Und manchmal reicht das schon.

Der schönste Moment

Wenn einer sagt:
"Ich hab jetzt verstanden, warum du wütend warst."
Oder beide lachen plötzlich – weil ich mitten im Streit gesagt habe:
"Ich bin nicht das Schiedsgericht – ich bin der Friedens-Donut!"
(Das macht keinen Sinn, aber Humor hilft.)

Fazit?

Ich bin nicht perfekt.
Ich bin nicht immer neutral.
Ich bin einfach Mutter. Mensch. Ich.

Und ich begleite meine Kinder – auch durch ihre Konflikte.
Nicht, um sie zu trennen, sondern um sie zu verbinden.

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Mist, warum wollte ich eigentlich zwei Kinder?