Mist, warum wollte ich eigentlich zwei Kinder

02.06.2025

"Mist, warum genau wollte ich eigentlich zwei Kinder?"

Ein Erfahrungsbericht über Geschwisterstreit, mütterliche Nerven – und aktives Zuhören als echte Superkraft.

Mist, warum genau wollte ich eigentlich zwei Kinder?

Ich stelle mir diese Frage meistens dann, wenn das eine Kind dem anderen wütend entgegenschleudert:

"Du bist ja so richtig scheiße!"

Zack – Geschwisterstreit in voller Lautstärke. Und ich stehe dazwischen. Müde, genervt, überfordert. Zwei Kinder, sechs und acht Jahre alt – nah genug, um sich permanent zu streiten, weit genug auseinander, um sich nicht immer zu verstehen. Willkommen in meinem ganz normalen Familienalltag.

👩‍👧‍👦 Zwei Kinder = doppelte Liebe, aber auch doppelte Eskalation

Zwei Kinder bedeuten für mich: Ich bin rund um die Uhr gefragt. Als Streitschlichterin, Trösterin, Zuhörerin, Schiedsrichterin. Und in besonders turbulenten Momenten frage ich mich ernsthaft, wie ich in all dem noch ruhig und empathisch reagieren soll.

Aber genau in solchen Situationen habe ich eine Methode für mich entdeckt, die mehr verändert hat als jede erzieherische Ansage: Aktives Zuhören.

🎧 Was ist aktives Zuhören – und warum hilft es bei Geschwisterstreit so sehr?

Aktives Zuhören bedeutet, dass ich meinem Kind wirklich zuhöre – ohne zu bewerten, ohne sofort zu belehren. Ich versuche, hinter das Verhalten zu schauen: Was fühlt mein Kind gerade? Was braucht es? Was steckt hinter der Wut?

💬 Ein echter Moment aus unserem Alltag

Meine Sechsjährige schreit ihre Schwester an. Ich atme tief durch – nicht weil ich perfekt bin, sondern weil ich weiß: Wenn ich jetzt direkt schimpfe, wird alles nur schlimmer.

Stattdessen sage ich:

"Wow, du bist gerade richtig wütend, oder?"

Sie schaut mich an. Erst überrascht. Dann kommt ein leises Nicken. Ich frage:

"Magst du mir erzählen, was passiert ist?"

Und sie erzählt. Vom Ausschluss beim Spielen. Vom Frust. Vom inneren Druck, der irgendwann rausmusste. Und ich höre einfach zu. Aktiv. Präsenz statt Predigt.

📌 Mein Leitfaden: Aktives Zuhören bei Kinderkonflikten

  1. Ruhe bewahren – zuerst bei mir selbst

  2. Gefühle spiegeln: "Du klingst richtig sauer."

  3. Nachfragen: "Was war los?"

  4. Bedürfnisse benennen: "Du wolltest mitspielen, oder?"

  5. Alternative aufzeigen: "Wie könntest du das beim nächsten Mal sagen?"

  6. Beide Kinder einbeziehen: "Wie fühlt sich dein Bruder jetzt?"

  7. Gemeinsam nach Lösungen suchen

❤️ Warum ich trotzdem zwei Kinder wollte (und es nicht bereue)

Ja, Geschwisterstreit kann zermürbend sein. Aber genau darin liegt eine Chance – für die Kinder und für mich. Ich lerne, Beziehung über Reaktion zu stellen. Und die Kinder lernen, dass ihre Gefühle ernst genommen werden – ohne dass sie andere verletzen müssen.

Ich wollte zwei Kinder, weil ich tiefer wachsen wollte. Und sie wachsen mit mir.

Fazit: Wenn Kinder streiten, höre ich hin – statt laut zu werden

Aktives Zuhören bei Kindern ist keine Zauberformel, aber ein wirksames Werkzeug. Es hilft mir, den Fokus von "Was hat das Kind falsch gemacht?" hin zu "Was braucht mein Kind gerade wirklich?" zu verschieben. Und plötzlich wird aus einem wütenden Moment ein verständnisvoller – oder zumindest ein Anfang davon.

Denn: Hinter jedem Wutanfall steckt ein Gefühl. Und hinter jedem Gefühl steckt ein Bedürfnis.

Dieser Beitrag ist Teil der Wegmarke: [Geschwister als Team]
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