Mit dem Keks gegen die Tränen

13.07.2025

Mit dem Keks gegen die Tränen.

Das klingt harmlos. Liebevoll fast.
Aber wenn ich ehrlich bin, möchte ich diesen Keks nehmen – und den Eltern in den Mund stopfen. Die ganze Packung auf einmal.

Weil ich nicht das Kind bin, das getröstet wurde. Sondern das Kind, das täglich mit 500g Storck Riesen zum Schweigen gebracht wurde.

Du weinst.
Und man sagt dir nicht: "Ich sehe dich. Ich bin da."
Sondern: "Hier, iss. Hör auf."

Nicht aus Bosheit.
Sondern, weil die Erwachsenen selbst nie gelernt haben, zu bleiben.
Weil sie die Tränen nicht ertragen. Nicht deine. Sondern ihre eigenen.

Ich hätte schreien wollen:
"Stopft euch selbst die Packung in den Mund –
weil ihr es wart, die das Weinen nicht ertragen konnten,
nicht das Kind."

Denn was ist das für eine verdrehte Welt,
in der ein Kind getröstet werden muss,
weil die Eltern nicht aushalten, dass ein kleiner Mensch fühlt?

Dieser Keks, der "gut gemeint" war, war kein Zeichen von Liebe.
Er war Verrat am Gefühl.

Ein Keks, der sagt: "Sei leise, damit ich mich nicht mit mir selbst konfrontieren muss."
Ein Keks, der Gefühle überdeckt – statt sie zu begleiten.

Und ja, ich weiß:
Diese Erwachsenen waren einst selbst Kinder.
Verloren. Ungesehen. Nicht gehalten.
Ich habe Mitgefühl.

Aber das macht es nicht gut.
Und es macht es nicht entschuldbar.

Denn es ist das Kind, das zahlt.

Mit innerer Verwirrung.
Mit dem Gefühl, falsch zu sein.
Mit der Frage:

"Darf ich fühlen – oder bin ich dann zu viel?"

Ich schreibe das nicht aus Trotz.
Sondern aus Klarheit.

Weil ich nicht mehr will,
dass wir Gefühle beschwichtigen,
anstatt sie zu benennen.

Weil ich glaube:
Kinder brauchen keine Keks-Pflaster.
Sondern Erwachsene,
die bleiben, wenn es weh tut.

Diese Wut in mir – sie ist nicht zerstörerisch.
Sie ist klar.
Heiß.
Und notwendig.

Denn nur mit dieser Wut können wir die Muster brechen,
die so viele Kindheiten überschatten.

💛 Ich werde für meine Kinder nicht ruhig sein, nur damit andere sich nicht unwohl fühlen.
Ich werde nicht mehr "nett" sein, wenn das bedeutet, mein Kind im Stich zu lassen.

Ich bin die, die zu meinen Kindern sagt:
"Wein ruhig. Ich halte das aus."

Und damit meine ich auch mich selbst.

Dieser Beitrag ist Teil der Wegmarke: [Mutterschaft – zwischen Liebe, Last und Lebenskraft]
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