Montessori, Waldorf – oder einfach Leben?

15.12.2025

Manchmal werde ich gefragt, welche Pädagogik wir denn leben.
Montessori?
Waldorf?
Bedürfnisorientiert?
Oder irgendetwas dazwischen?

Meine ehrliche Antwort lautet meistens:

Wir leben.

Und ja – wir lassen uns inspirieren.
Aber wir folgen keinem Konzept wie einem Stundenplan.
Keinem System, das vorgibt, wie Beziehung zu funktionieren hat.
Keinem Label, das erklärt, wer wir sind, bevor wir überhaupt fühlen dürfen.

Montessori – für mich eine Haltung, kein Werkzeugkasten

Montessori hat mich früh berührt.
Nicht wegen der Materialien.
Nicht wegen der perfekt vorbereiteten Regale.

Sondern wegen dieses einen Satzes:

"Hilf mir, es selbst zu tun."

Das ist kein Lernziel.
Das ist eine Haltung.

Es bedeutet:

  • Vertrauen statt Kontrolle

  • Zeit statt Taktung

  • Zutrauen statt Optimierung

Und vor allem:
Das Kind ist bereits kompetent.

Es braucht keine App.
Kein Belohnungssystem.
Und kein schlechtes Gewissen als Motivation.

Waldorf – Rhythmus, Sinnlichkeit, Menschsein

Waldorf hat mir etwas anderes geschenkt:
Rhythmus.

Nicht als starre Regel.
Sondern als Atem.

Ein- und Ausatmen.
Drinnen und draußen.
Tun und Ruhen.

Waldorf erinnert mich daran, dass:

  • Lernen durch Nachahmung geschieht

  • Hände, Sinne und Herz zusammengehören

  • nicht alles erklärt werden muss

Manches darf einfach erlebt werden.

Und dann ist da noch das echte Leben

Das echte Leben hält sich nicht immer an Konzepte.

Kinder:

  • sind krank

  • sind wild

  • sind müde

  • sind laut

  • sind leise

  • sind einfach sie selbst

Und ich bin nicht nur Pädagogik.
Ich bin Mutter. Mensch. Ich.

Manche Tage sind strukturiert.
Andere chaotisch.
Manche tief verbunden.
Andere überfordernd.

Das passt in kein Buch –
aber es ist wahr.

Warum ich mich keinem Label unterordne

Sobald Pädagogik zum Identitätslabel wird, wird sie eng.

Dann geht es plötzlich um:

  • richtig vs. falsch

  • besser vs. schlechter

  • mehr fördern vs. zu wenig tun

Ich glaube nicht daran.

Ich glaube:

  • Jede Familie lebt ihre eigene Mischung

  • Jedes Kind braucht etwas anderes

  • Und jede Mutter tut, was sie kann – aus ihren Möglichkeiten heraus

(Ausnahme: toxische Muster. Die benennen wir. Alles andere braucht Respekt.)

Förderung ohne schlechtes Gewissen

Ich fördere meine Kinder,

  • wenn wir gemeinsam kochen

  • wenn sie mir helfen dürfen

  • wenn sie scheitern

  • wenn sie draußen spielen

  • wenn sie sich langweilen

  • wenn wir einfach zusammen sind

Förderung braucht kein schlechtes Gewissen als Einstieg.
Und auch keinen Bildschirm als Ersatz für Beziehung.

Manches kann digital sinnvoll sein –
aber Montessori beginnt nicht im App-Store.

Vielleicht ist es einfach Freestyle

Vielleicht ist das, was wir leben:

  • ein bisschen Montessori

  • ein bisschen Waldorf

  • viel Natur

  • viel Beziehung

  • viel Improvisation

Vielleicht ist es einfach:
achtsames Leben mit Kindern.

Ohne Verkaufsdruck.
Ohne Perfektion.
Ohne Dauerbewertung.

Und manchmal …

… manchmal ist das Pädagogischste, was wir tun können:

Einfach mal abschalten.
(Danke, Peter Lustig.)

Dieser Beitrag ist Teil der Wegmarke: [Mutterschaft – zwischen Liebe, Last und Lebenskraft]
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