Verletzungen in der Partnerschaft: Wie Verbindung trotz Schmerz wieder wachsen kann
Es gibt Phasen im Leben, in denen alles in uns aufwacht – alte Verletzungen, verschlossene Räume, vergrabene Muster.
Als ich mit meinem ersten Kind schwanger war, begann für mich so eine Zeit.
Die intensive Auseinandersetzung mit bindungsorientierter Erziehung brachte mich nicht nur meinen Kindern näher – sondern vor allem auch meinem eigenen kindlichen Schmerz. Ich arbeitete hart an mir. Ich kämpfte innerlich, oft lautlos. Ich schälte mich Schicht um Schicht frei von alten Mustern.
Doch während ich mich innerlich wandelte, wuchsen unbemerkt neue Schichten zwischen uns – zwischen mir und meinem Partner.
Er wusste nichts von meinem inneren Ringen. Vielleicht, weil ich es nicht zeigen konnte. Vielleicht, weil er es nicht sehen konnte. Vielleicht, weil auch seine eigene Geschichte es ihm schwer machte, mir wirklich nah zu sein.
Rückblickend war er oft nicht mein Partner – sondern Spiegel, Trigger, Gegenspieler in einem Drama, das älter war als wir beide.
Wir warfen uns Dinge vor, die wir beide tief in uns trugen – unausgesprochen, aber spürbar. Es waren keine Sätze, sondern Schatten. Keine Vorwürfe, sondern Wiederholungen.
Und doch: Alles war real. Weil es in mir real war.
Es entstand ein Kreislauf:
Je mehr ich mich schützte, desto mehr entfernte ich mich.
Je mehr ich ihn schützen wollte, desto weniger konnte ich ihn sehen.
Und irgendwann passte er nicht mehr in das Bild einer Familie, das ich für meine Kinder gestalten wollte.
Aber auch das war nur ein Bild.
Ich fragte mich:
Was bleibt, wenn Worte wehgetan haben?
Was hilft, wenn Vertrauen nicht nur zwischen zwei Menschen beschädigt ist – sondern auch in sich selbst?
Und die Antwort begann ganz leise:
Nicht mit Paartherapie. Nicht mit "Wir müssen reden".
Sondern mit einem ersten, kleinen Satz an mich selbst:
"Ich bin da. Für mich."
Ich begann, mein inneres Kind zu sehen. Die, die gehofft hatte, endlich sicher zu sein.
Ich hörte auf, ihn zu bitten, mich zu retten – und begann, selbst Rettungsanker zu werfen. Für mich. Für uns.
Es war kein schneller Weg.
Manchmal dachte ich: Wir schaffen das nicht.
Und dann kam wieder ein Moment, in dem ich ihn ansah – und ein kleines bisschen Verstehen aufblitzte.
Ein Sehen, das nicht aus Erklärungen entstand – sondern aus Präsenz.
Wir lernten, nicht alles zu lösen. Aber einander auszuhalten.
Heute weiß ich:
Achtsamkeit in der Beziehung beginnt nicht mit dem Wir. Sondern mit dem Ich.
Mit dem Mut, ehrlich zu werden – nicht anklagend, sondern wahrhaftig.
Mit der Fähigkeit, sich selbst zu halten – und so vielleicht auch den anderen wieder zu berühren.
Dieser Beitrag ist Teil der Wegmarke: [👫 Partnerschaft & Elternsein – Wir statt Ich]
zum Weiterlesen hier -> Ich wollte meine Freiheit in einer Beziehung finden
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#muttermenschich