Was bleibt, wenn Worte weh getan haben
Was bleibt, wenn Worte wehgetan haben?
Manchmal ist es nicht der Streit selbst, der schmerzt – sondern das Echo, das er hinterlässt. Die Worte, die leise gefallen sind. Die, die nicht gesagt wurden. Und die, die viel zu laut ankamen, obwohl sie vielleicht gar nicht so gemeint waren.
Ich erinnere mich an eine Zeit, da war alles in Bewegung. In mir. Um mich. Ich war schwanger mit unserem ersten Kind und hatte begonnen, mich tief mit bindungsorientierter Erziehung auseinanderzusetzen. Doch was ich damals nicht wusste: Diese Reise würde nicht nur meine Kinder betreffen. Sie würde mich an Orte in mir selbst führen, die ich längst verschlossen glaubte.
Ich arbeitete an mir. Ich wollte alles "richtig" machen. Ich las, ich reflektierte, ich wuchs – innerlich. Aber in dieser Stille, in meinem inneren Ringen, sprach ich kaum über das, was in mir vorging. Und so geschah das, was in vielen Beziehungen geschieht: Während ich mich auflöste und neu zusammensetzte, entstand eine unsichtbare Distanz. Zwischen mir und ihm.
Ich sah ihn oft nicht mehr als meinen Partner – sondern als Spiegel. Als Trigger. Als Gegenspieler in einem inneren Drama, das älter war als wir.
Wir reagierten aufeinander, aber nicht auf das Hier und Jetzt. Sondern auf alte Geschichten in uns. Und auf Rollen, in die wir ohne Absicht gerutscht waren.
Ich zog mich zurück.
Und je mehr ich mich schützte, desto mehr entfernte ich mich.
Was blieb, war eine Beziehung, in der Nähe wehtat – und Distanz noch mehr.
Ich fragte mich oft:
Was bleibt, wenn Worte wehgetan haben? Wenn Vertrauen nicht nur zwischen zwei Menschen bröckelt – sondern auch in einem selbst?
Die Antwort kam nicht auf einmal. Sie kam in kleinen Schritten. In der Entscheidung, mich wieder zu zeigen – auch mit dem Schmerz. In der Ehrlichkeit, dass ich nicht mehr funktionieren wollte. Nicht mehr gefallen. Sondern gesehen werden. Wirklich. Als Mensch, nicht als Rolle.
Ich lernte, zu sagen:
"Das hat mich verletzt."
"Ich habe mich nicht gesehen gefühlt."
"Ich will Verbindung – aber nicht auf Kosten meiner Wahrheit."
Und ich begann, ihm zuzuhören. Nicht nur den Worten – sondern auch dem, was darunter lag. Denn auch er hatte seine Geschichte. Seine Muster. Seine Unsicherheiten. Auch er trug etwas, das nicht immer sichtbar war.
Es ist nicht leicht, neu zu beginnen – mitten in einer laufenden Beziehung.
Aber es ist möglich.
Mit Achtsamkeit.
Mit Mut.
Mit der Bereitschaft, nicht nur die andere Person zu verändern – sondern auch den Blick auf sich selbst.
Heute weiß ich:
Vertrauen wächst nicht dort, wo alles perfekt ist.
Sondern dort, wo beide bereit sind, echt zu sein.
Auch wenn es unbequem ist.
Auch wenn es weh tut.
Und manchmal – beginnt genau dort wieder etwas zu heilen.
Dieser Beitrag ist Teil der Wegmarke: [Partnerschaft & Elternsein – Wir statt Ich]
zum Weiterlesen hier -> Wenn nicht das Kind – sondern der Partner triggert: Meine leise Erkenntnis