Wenn Abwertung zur Muttersprache wird – und wie ich mich befreie
💔 Wenn Abwertung zur Muttersprache wird – und wie ich mich befreie
Ein persönlicher Weg aus alten Rollenmustern
Ich bin nicht bei meiner leiblichen Mutter aufgewachsen, sondern bei meiner Pflegemutter – einer Frau, die selbst tief verletzte Beziehungen in ihrer Herkunftsfamilie erlebt hatte. In meiner Kindheit wurde ich nicht einfach gesehen, wie ich war, sondern ich wurde zu einer Projektionsfläche. Die ungelösten Konflikte zwischen ihr und ihrer Schwester wurden auf mich übertragen – subtil und zerstörerisch.
Ich wurde abgewertet, kontrolliert, kleingehalten – nicht, weil ich falsch war, sondern weil ich verfügbar war, als Ventil für etwas, das nicht mir gehörte.
🔍 Die Frage, die alles verändert hat
Was habe ich übernommen, das nicht zu mir gehört?
Diese Frage ist der Beginn meiner Befreiung. Sie hat wehgetan. Aber sie war notwendig, um zu begreifen, dass vieles von dem, was ich über mich glaubte, nicht meine Wahrheit war, sondern eine Überlagerung fremder Ängste, Enttäuschungen und Aggressionen.
🌪️ Was ich übernommen hatte – ohne es zu merken
-
Selbstverleugnung als Überlebensstrategie: Ich passte mich an, um Konflikte zu vermeiden. Ich lernte, leise zu sein, wenn ich eigentlich schreien wollte.
-
Scham, einfach zu sein: Ich hatte das Gefühl, falsch zu sein – für meine Bedürfnisse, meine Gefühle, meinen Ausdruck.
-
Ein innerer Kritiker, der nicht meiner ist: Ihre Stimme wurde meine innere Stimme. Abwertend. Misstrauisch. Kalt.
🧠 Alte Muster, neue Beziehungen
Später habe ich – ohne es zu wollen – ähnliche Muster in meine Partnerschaft getragen. Mein Partner spielt unbewusst (oder teils bewusst) die Machtspiele meiner Kindheit nach. Doch diesmal merke ich es. Und ich bin nicht mehr das Kind, das sich nicht wehren kann.
🧭 Erste Schritte zur Selbsthilfe: So hole ich mich zurück
1. Klarheit schaffen – schriftlich und ehrlich
Ich habe begonnen, mir Fragen zu stellen:
-
Was denke ich über mich, wenn ich "nicht funktioniere"?
-
Kenne ich diese Stimme – und wem gehört sie wirklich?
-
Was ist meine Wahrheit – jenseits der Angst, verstoßen zu werden?
✍️ Methode:
Täglich 5 Minuten Journaling mit diesen Fragen. Nicht zensieren. Nur fühlen und notieren.
2. Innere Sätze umkehren
Wenn ich merke, dass die alte Stimme wieder spricht ("Du bist zu viel", "Du wirst wieder scheitern"), antworte ich:
"Das gehört nicht zu mir. Ich gebe es zurück."
Das ist kein magisches Denken. Es ist ein Akt der Selbstachtung.
Ich sage bewusst Nein zu übernommenem Gift.
3. Ritual der Abgrenzung
Ich schreibe manchmal einen Brief an meine Pflegemutter – oder an mein früheres Selbst. Ich sage, was ich nie sagen durfte.
Dann verbrenne ich den Brief (oder vergrabe ihn).
Das ist symbolisch – aber mein Nervensystem merkt, dass ich nicht mehr ausgeliefert bin.
4. Grenzen im Jetzt setzen
In meiner Beziehung lerne ich:
-
Nicht mehr zu erklären, wenn es nichts zu erklären gibt.
-
Emotional auszusteigen, wenn ich spüre, dass wieder die alte Rolle aktiviert wird.
-
Zu mir zu stehen, auch wenn mein Partner sich verweigert.
🧘♀️ Mein Mantra:
"Ich bin nicht mehr verfügbar für das, was mich unterdrückt."
💡 Fazit: Ich bin nicht das, was andere in mir bekämpft haben
Ich schreibe mein eigenes Drehbuch.
Ich höre auf, das Echo alter Kämpfe zu sein.
Ich fange an, mich zu erinnern, wer ich jenseits der Projektionen bin.
Nicht perfekt. Aber wach. Und wachsend.
Für alle, die sich wiedererkennen:
Du bist nicht allein. Und du bist nicht falsch.
Wenn du magst, schreib mir. Ich teile gern Werkzeuge, Gedanken und Schritte, die mir helfen, Tag für Tag mehr bei mir anzukommen.