Wut gegen die Angepassten – Warum ich nicht mehr mitspiele
Wie alte Muster mich triggern und warum ich sie nicht mehr leben will
Lange dachte ich, meine Wut richte sich gegen die Lauten.
Gegen die, die übergriffig sind.
Die sich nehmen, was sie wollen – ungefragt.
Die, die Grenzen überschreiten, Kinder einfach hochreißen, ungefragt Meinungen äußern.
Aber das war ein Irrtum.
Die, die mich wirklich wütend machen, sind die Angepassten.
Die Stillen. Die Funktionierenden. Die Netten, die alles richtig machen – und sich dabei selbst verlieren.
Sie erinnern mich an mich.
An das Mädchen, das brav sein musste, um zu überleben.
An die Jugendliche, die sich verbeugte, wo sie hätte schreien sollen
und die schrie, ohne damit etwas zu erreichen.
An die junge Mutter, die freundlich lächelte, obwohl sie innerlich zerriss.
Ich sehe sie – und sehe einen Teil meines alten Ich.
Vielleicht ist es das, was so schmerzt.
Vielleicht will ich sie anschreien, weil ich mich selbst nicht mehr anschreien kann.
Weil ich zu lange geschwiegen habe.
Sie stehen für den Verrat, den ich selbst begangen habe –
gegen mein Gefühl, meinen Körper, meine Wahrheit.
Und sie tun es noch.
Lächeln höflich. Reichen das Kind weiter. Sagen Sätze wie:
"Man macht das eben so."
"Das hat uns auch nicht geschadet."
"Du bist halt ein bisschen empfindlich."
Nein.
Ich bin nicht empfindlich. Ich höre noch meine innere Jugendliche, die damals zu sich selbst sagte, "wenn ich mal selbst Kinder habe, ich mache es anders."
Und ich bin lebendig geworden.
Und das macht mich unbequem.
Ich habe mich losgeschnitten von der Anpassung.
Habe die Kette gesprengt – Glied für Glied.
Heute bin ich die, die nicht mehr gehorcht.
Die nicht mehr schweigt, wenn sie Wut spürt.
Die nicht mehr bleibt, nur um des lieben Friedens willen.
Und wenn ich sie sehe – die Angepassten, die stillen Mitläufer –
dann spüre ich wieder, wie tief dieses alte Muster saß.
Nicht, weil sie falsch sind.
Sondern weil ich so lange genauso war.
Ich war angepasst, freundlich, verständnisvoll – auf Kosten meiner Wahrheit.
Und ich will nie wieder dorthin zurück.
Für die Systemsprenger unter uns
Für euch, die ihr längst spürt, dass etwas nicht stimmt.
Für euch, die ihr nicht mehr lächeln könnt, wenn euer Körper nein sagt.
Für euch, die ihr Widerspruch wagt, auch wenn alle schweigen.
Ich sehe euch.
Eure Wut ist kein Makel.
Euer Unbehagen kein Fehler.
Euer Rückzug kein Rückschritt.
Es ist der Anfang.
Der Moment, in dem ihr erkennt, dass ihr nicht mehr Teil eines Systems sein könnt, das euch klein hält.
Dass ihr nicht mehr bereit seid, euch selbst zu verlieren, um dazuzugehören.
Vielleicht seid ihr gerade mittendrin im Kampf.
Zwischen Loyalität und Wahrheit.
Zwischen Schweigen und Aufschrei.
Zwischen Anpassung und Aufbruch.
Ich will euch sagen:
Ihr seid nicht falsch. Ihr seid früh dran. Ihr seid die Mutigen.
Denn Muster brechen nicht leise.
Sie zerreißen.
Sie schreien.
Sie fordern alles – und geben doch etwas zurück, das unbezahlbar ist:
Eure Freiheit.
Bleibt dran.
Bleibt echt.
Bleibt bei euch.
Denn jede, die den Kreis durchbricht,
öffnet einen Spalt für die, die noch zögern.
Dieser Beitrag ist Teil der Wegmarke: Jugend & innere Stärke
👉 zum Weiterlesen hier -> Wenn ich gegen alte Muster anrenne – Wie ich lernen, verstehen und heilen kann