Zuckerpädagogik und Körpersabotage – Was ich meinen Kindern erspare
Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn der eigene Körper zum Schlachtfeld wird.
Wenn er nicht fragt, sondern gezwungen wird.
Wenn man nicht entscheiden darf, sondern essen muss.
Wenn man lernt: Widerstand wird bestraft, Zustimmung wird belohnt – mit Zucker.
Ich habe erlebt, wie man mich mit Pudding zum Objekt gemacht hat.
Wie mein Wunsch nach einem simplen Semmel mit Ei als Problem gesehen wurde.
Wie man mir unter dem Etikett "medizinische Versorgung" eine überzuckerte, industrielle Pampe aufdrückte –
und mir damit sagte:
"Du weißt nicht, was du brauchst. Wir entscheiden."
Was ich damals spürte, konnte ich nicht sagen.
Aber mein Körper sagte es für mich:
Ich drehte mich weg. Ich würgte. Ich verweigerte.
Ich habe danach ein ganzes Jahr keine Eier mehr essen können.
Nicht, weil sie schlecht waren –
sondern weil sie in mir den Verrat speicherten.
Heute bin ich Mutter.
Und alles in mir sagt:
Nicht mit meinen Kindern.
Ich praktiziere Baby-Led Weaning – nicht weil es modern ist,
sondern weil es die einzige Form von Essen ist,
die Würde kennt.
Ich sage nicht:
"Iss auf, damit du groß wirst."
Ich sage:
"Du darfst spüren, wann es reicht."
Ich sage nicht:
"Einen Löffel für die Mama."
Ich sage:
"Nimm ihn, wenn du bereit bist."
Ich gebe keinen Nachtisch als Belohnung.
Denn ich will kein Kind, das lernt, dass Süße nur für Gehorsam verteilt wird.
Ich will kein Kind, das "brav" ist, damit es etwas bekommt.
Ich will ein Kind, das weiß, was es braucht – und das glauben darf.
Das System nennt es "Kinderernährung".
Ich nenne es Zuckerpädagogik –
eine Erziehung über Geschmackskonditionierung,
über Belohnung und Betäubung.
Und was sie dabei sabotieren,
ist der feinste Kompass, den ein Mensch besitzt:
das eigene Körpergefühl.
Ich bin den Weg der Körpersabotage gegangen.
Ich habe gelernt, mich nicht zu spüren.
Und ich habe es mühsam wieder erlernt.
Ich habe Zucker gegessen, um zu funktionieren,
um zu überleben.
Ich habe gelernt, dass mein Hunger falsch ist –
und meine Sättigung egal.
Meine Kinder sollen das nicht lernen.
Nicht von mir.
Nicht von der Gesellschaft.
Nicht von gut gemeinter Gewalt in bunten Packungen.
Ich wähle keinen leichten Weg.
Aber ich wähle den richtigen.
Ich bin die Grenze.
Ich bin das Nein, das mich selbst nie schützen konnte.
Ich bin der Anfang von etwas anderem.
Und wenn mein Kind nach dem ersten Bissen aufsteht und geht,
dann lächle ich leise –
weil ich weiß:
Es hat sich gespürt.
Und das ist alles, was zählt.
Dieser Beitrag ist Teil der Wegmarke: [Mutterschaft – zwischen Liebe, Last und Lebenskraft]
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